10 - Mo 8.8.05: Kadyny - Kaliningrad, 100.8km
Kadyny - Tolckmicko - Frombork - Branjewo - Gronowo - Laduskin - Kaliningrad (Velotour Berlin - Tallinn)
Das Frühstück nach kurzer Nacht schmeckt uns nicht so recht, wir ahnen schon, was uns heute wieder erwartet – der Himmel hat andauernden Wasserverlust zu beklagen. Schon mit ganzem notdürftig getrockneten Gepäck finden wir nach einigen Verwirrungen die grosse Düne, die sich nur durch Furten einiger nicht vorgesehenen Wasserläufe erschliesst. Trotz Hundewetter, der Sandhaufen ist mit seinen rund 50m sehr imposant und unten im Tal des Todes zwischen den zwei Dünen weckt der mit Höchsttempo verschleppte Sand wie ein Schmirgelpapier auf den nackten Waden. Wie muss das erst sein bei einem echten Sandsturm mitten in einer echten Wüste sein?? Nun, wir tauschen den Sand- gleich wieder gegen einen Regensturm ein, auch der Rest der Nehrung, weitere unendlich lange 50km präsentiert sich uns genau gleich wie der russische Teil, einzig die Strasse ist etwas breiter sprich die Bäume ein paar Zentimeter weiter von der Asphaltdecke entfernt. Ansonsten wie gehabt, nass, bäumig, gerade, lang.... Die von gestern aufgeweichten Regenklamotten spotten heute von anfang an ihrer Bezeichnung, Ursi beklagt sich schon nach wenigen Minuten, völlig aufgeweicht zu sein. Mit Glück und nur dank dem Hinweis eines deutschen Touristen, der in einer endlos langen Blechschlange steht, erwischen wir die Fähre, die noch auf eine Ambulanz gewartet hat (fast schon verdrängte Erinnerungen an den 25.5. werden wach, ist das wirklich erst gut zwei Monate her??). Doch jetzt folgt erst der absolute Härtetest für uns; der Sturm trifft uns nun, wo die schützenden Bäume weg sind, mit voller Wucht. Ich hoffe zwar noch auf einen vorwiegenden Rückenwind, sobald wir aus dem chaotischen Keipeda mit überschwemmten Hauptstrassen und endlos vielen Wasserspritzmaschinen (Autos) rauskommen. Doch weit gefehlt, es wird nur noch schlimmer: Nur in äusserster Schräglage kann ich mich auf dem Rad halten, wird nun der Wind durch ein Auto von hinten verstärkt stehe ich rechts im Feld draussen, sackt er durch ein entgegenkommendes Fahrzeug zusammen, treibts mich geradewegs auf die Fahrbahn. Am allerschlimmsten sind die nahe überholenden Autobusse, die beides in einem schaffen – erst wegtreiben, dann durch die nötige Korrektur und den sich durch die Länge des Fahrzeugs ergebenden Windschatten im rechten Winkel auf die Bahn zurücksaugen.. ich bekomme es mit der nackten Angst zu tun, so infernalisch sind die Verhältnisse hier...! Wenigstens gibt nun noch einen Seitenstreifen, leider ist der aber unbefestigt, wodurch das Fortkommen mühsam und die Kontrolle des Velos schwieriger und dessen Pannenanfälligkeit stark erhöht wird. Ein klein wenig Abhilfe schafft das Festzurren des Regenschutzes aussen um den Bauch herum, von Schutz gegen das unbarmherzige Nass kann nun aber definitiv keine Rede mehr sein... Statt auf einer normalen Hauptstrasse befinden wir uns dann plötzlich auf einer richtungsgetrennten vierspurigen Autostrasse wieder, was nicht gerade zur Beruhigung beiträgt, obwohl die entgegenkommenden Autos wenigsten so keinen üblen Einfluss mehr haben. Es ist wirklich bald nicht mehr machbar – aber wir haben eigentlich keine sinnvolle andere Option, als die restlichen 20km bis Palanga durchzuziehen, der einzig andere Versuch, nämlich einen Lieferwagenpiloten zu überreden, uns mitzunehmen, scheitert kläglich an der Sprache und wohl hauptsächllich am Unwillen des Fahrers, uns zu verstehen.. Schon einmal habe ich Hoffnung geschöpft, wie der Seitenstreifen plötzlich asphaltiert war – dann aber nach ein paar Hundert Metern gleich ganz verschwand. Nun aber bleibt er und für die letzten drei Kilometer erfasst uns der Wind sogar von hinten; sogleich werden wir vorwärtsgeschoben, teilweise ohne überhaupt zu treten. Versifft bis auf die Knochen, in ständiger Bremsbereitschaft weil es mich immer mal wieder Richtung Feld treibt, unterkühlt und erschöpft – und trotzdem macht es mir für einen kurzen Moment schon fast wieder Spass. Und jetzt kommt noch die Gewissheit hinzu, es gleich geschafft zu haben, allerdings weiss ich auch genau, dass die Fahrt in den Ort hinein nochmals mörderisch werden wird, es geht dann zur Küste, genau gegen den noch immer strümischen Wind. Irgendwie schaffen wir auch das, eine kleine Erleichterung bringt unser Manöver mit der Ueberquerung der Autobahn und anschliessender Benutzung des Einfahrt... Ein paar Runden ums Städtchen, von den unzähligen Hotels hier merken wir nichts, meist steht nur was von „Kameru“ oder von ............, und schliesslich landen wir in einem Hotel gleich neben der „Klimbimstrasse“, in der Beiz an Verkaufsstand an Bar steht, aufgelockert von allerlei Karussells und halboffenen Spielsalons. Die Receptionistin hätte das Hotel wohl vorübergehend geschlossen, hätte sie gewusst, welche Gestalten da nächstens in ihrer noblen teppichbewehrten Lobby stehen... Frisch geduscht, alles behelfsmässig im sehr kleinen Zimmer ausgenbreitet sind wir wieder menschenmässig hergerichtet und machen uns alsbald über eine Pica her. Picas gibt’s als Margherita, Vegetariana etc. – wie dieses Gericht bei uns wohl heissen mag? Dazu bestellen wir einen potatoe pancake (lecker, das erste Mal hatten wir den an einem Stand in Danzig) und für mich anschliessend noch ein „ledai“ (polnisch lodi). Mitten in der Nacht überkommt mich die Erkenntnis, dass der Flachbild-TV von LG einen VGA-Eingang haben müsste und komme so dazu, diesen Text an einem richtigen wenngleich nackenstarrend hoch angebrachten Monitor zu tippen... Wenn jetzt das mit dem wireless Netz noch besser klappt oder ich meine GPRS-Karte noch ersteigere ist mein Vaio wirklich die ultimative Reisemaschine!
Read MoreDas Frühstück nach kurzer Nacht schmeckt uns nicht so recht, wir ahnen schon, was uns heute wieder erwartet – der Himmel hat andauernden Wasserverlust zu beklagen. Schon mit ganzem notdürftig getrockneten Gepäck finden wir nach einigen Verwirrungen die grosse Düne, die sich nur durch Furten einiger nicht vorgesehenen Wasserläufe erschliesst. Trotz Hundewetter, der Sandhaufen ist mit seinen rund 50m sehr imposant und unten im Tal des Todes zwischen den zwei Dünen weckt der mit Höchsttempo verschleppte Sand wie ein Schmirgelpapier auf den nackten Waden. Wie muss das erst sein bei einem echten Sandsturm mitten in einer echten Wüste sein?? Nun, wir tauschen den Sand- gleich wieder gegen einen Regensturm ein, auch der Rest der Nehrung, weitere unendlich lange 50km präsentiert sich uns genau gleich wie der russische Teil, einzig die Strasse ist etwas breiter sprich die Bäume ein paar Zentimeter weiter von der Asphaltdecke entfernt. Ansonsten wie gehabt, nass, bäumig, gerade, lang.... Die von gestern aufgeweichten Regenklamotten spotten heute von anfang an ihrer Bezeichnung, Ursi beklagt sich schon nach wenigen Minuten, völlig aufgeweicht zu sein. Mit Glück und nur dank dem Hinweis eines deutschen Touristen, der in einer endlos langen Blechschlange steht, erwischen wir die Fähre, die noch auf eine Ambulanz gewartet hat (fast schon verdrängte Erinnerungen an den 25.5. werden wach, ist das wirklich erst gut zwei Monate her??). Doch jetzt folgt erst der absolute Härtetest für uns; der Sturm trifft uns nun, wo die schützenden Bäume weg sind, mit voller Wucht. Ich hoffe zwar noch auf einen vorwiegenden Rückenwind, sobald wir aus dem chaotischen Keipeda mit überschwemmten Hauptstrassen und endlos vielen Wasserspritzmaschinen (Autos) rauskommen. Doch weit gefehlt, es wird nur noch schlimmer: Nur in äusserster Schräglage kann ich mich auf dem Rad halten, wird nun der Wind durch ein Auto von hinten verstärkt stehe ich rechts im Feld draussen, sackt er durch ein entgegenkommendes Fahrzeug zusammen, treibts mich geradewegs auf die Fahrbahn. Am allerschlimmsten sind die nahe überholenden Autobusse, die beides in einem schaffen – erst wegtreiben, dann durch die nötige Korrektur und den sich durch die Länge des Fahrzeugs ergebenden Windschatten im rechten Winkel auf die Bahn zurücksaugen.. ich bekomme es mit der nackten Angst zu tun, so infernalisch sind die Verhältnisse hier...! Wenigstens gibt nun noch einen Seitenstreifen, leider ist der aber unbefestigt, wodurch das Fortkommen mühsam und die Kontrolle des Velos schwieriger und dessen Pannenanfälligkeit stark erhöht wird. Ein klein wenig Abhilfe schafft das Festzurren des Regenschutzes aussen um den Bauch herum, von Schutz gegen das unbarmherzige Nass kann nun aber definitiv keine Rede mehr sein... Statt auf einer normalen Hauptstrasse befinden wir uns dann plötzlich auf einer richtungsgetrennten vierspurigen Autostrasse wieder, was nicht gerade zur Beruhigung beiträgt, obwohl die entgegenkommenden Autos wenigsten so keinen üblen Einfluss mehr haben. Es ist wirklich bald nicht mehr machbar – aber wir haben eigentlich keine sinnvolle andere Option, als die restlichen 20km bis Palanga durchzuziehen, der einzig andere Versuch, nämlich einen Lieferwagenpiloten zu überreden, uns mitzunehmen, scheitert kläglich an der Sprache und wohl hauptsächllich am Unwillen des Fahrers, uns zu verstehen.. Schon einmal habe ich Hoffnung geschöpft, wie der Seitenstreifen plötzlich asphaltiert war – dann aber nach ein paar Hundert Metern gleich ganz verschwand. Nun aber bleibt er und für die letzten drei Kilometer erfasst uns der Wind sogar von hinten; sogleich werden wir vorwärtsgeschoben, teilweise ohne überhaupt zu treten. Versifft bis auf die Knochen, in ständiger Bremsbereitschaft weil es mich immer mal wieder Richtung Feld treibt, unterkühlt und erschöpft – und trotzdem macht es mir für einen kurzen Moment schon fast wieder Spass. Und jetzt kommt noch die Gewissheit hinzu, es gleich geschafft zu haben, allerdings weiss ich auch genau, dass die Fahrt in den Ort hinein nochmals mörderisch werden wird, es geht dann zur Küste, genau gegen den noch immer strümischen Wind. Irgendwie schaffen wir auch das, eine kleine Erleichterung bringt unser Manöver mit der Ueberquerung der Autobahn und anschliessender Benutzung des Einfahrt... Ein paar Runden ums Städtchen, von den unzähligen Hotels hier merken wir nichts, meist steht nur was von „Kameru“ oder von ............, und schliesslich landen wir in einem Hotel gleich neben der „Klimbimstrasse“, in der Beiz an Verkaufsstand an Bar steht, aufgelockert von allerlei Karussells und halboffenen Spielsalons. Die Receptionistin hätte das Hotel wohl vorübergehend geschlossen, hätte sie gewusst, welche Gestalten da nächstens in ihrer noblen teppichbewehrten Lobby stehen... Frisch geduscht, alles behelfsmässig im sehr kleinen Zimmer ausgenbreitet sind wir wieder menschenmässig hergerichtet und machen uns alsbald über eine Pica her. Picas gibt’s als Margherita, Vegetariana etc. – wie dieses Gericht bei uns wohl heissen mag? Dazu bestellen wir einen potatoe pancake (lecker, das erste Mal hatten wir den an einem Stand in Danzig) und für mich anschliessend noch ein „ledai“ (polnisch lodi). Mitten in der Nacht überkommt mich die Erkenntnis, dass der Flachbild-TV von LG einen VGA-Eingang haben müsste und komme so dazu, diesen Text an einem richtigen wenngleich nackenstarrend hoch angebrachten Monitor zu tippen... Wenn jetzt das mit dem wireless Netz noch besser klappt oder ich meine GPRS-Karte noch ersteigere ist mein Vaio wirklich die ultimative Reisemaschine!