11 - Di 9.8.05: Kaliningrad (Russland) - Nida (Litauen), 96km
Kaliningrad (Russland) - Zelenogradsk - Nida (Litauen). 96km inkl City-Tour Kaliningrad, ca. 10km (Velotour Berlin - Tallinn)
Ein Blick aus dem Fenster des Hotel Tourist (oder heisst es jetzt ......?) macht Lust, der Wirklichkeit zurück in den Schlaf zu entfliehen; es ist zappeldüster und die Tropfen sind deutlich sichtbar in den kleinen Tümpel der Grossbaustelle, welche das Gesicht dieses Teils der ..... Strasse komplett verändern und unser Hotel von aussen noch grauslicher aussehen lassen wird, als es heute schon erscheint – die Zimmer selbst sind da schon eine freudige Ue berraschung... Die Flucht in den Schlaf misslingt – schliesslich lauert im Hinterkopf die Erkenntnis, dass noch viel Kilometer gemach werden müssen, sollen wir eine Chance haben, das hier mit gut 1000km ausgeschilderte St. Petersburg je zu erreichen. Und auch der Dom, eines der ganz wenigen Gebäude, welche die verheerenden britischen Bombardements von 1944 überlebt hat, will noch besichtigt werden. Kaum zu glauben, dass auf der heute ansonsten leeren Insel ..... ein ganzer Stadtteil mit stolzen Bürgerhäusern gestanden haben soll. Von diesem Königsberg ist heute tatsächlich mit Haut und Haar zu Kaliningrad geworden – neben den Gebäuden fehlen auch beinahe alle ehemaligen Bewohner, die Russen wurden nämlich erst nach dem Krieg hier angesiedelt. Immerhin, auch sie haben eine grosse Umwälzung hinter sich, von der völlig abgeriegelten Gegend ist eine zwar architektonisch grässliche aber sonst spannende und offensichtlich auch aufgeweckte Stadt geworden. In allen Farben blinkende Beleuchtungen, gigantische LCD-Screens und Mc-Donalds-mässige Restaurants für die Jugend – wären da nicht die Grossmütterchen, die alleine oder in Reihen auf den Trottoirs kauernd ihre Essiggurken, ein paar Kartoffeln oder ein Bund Schnittlauch anbieten, man könnte leicht vergessen, wie schlecht es wirtschaftlich den vielen Verlierern des „Vulgarkapitalismus“ geht.... Via Hotelbar im Kaliningrad für einen Kaffee und drei Ansichts-Kärtchen (zwei mit alten Ansichten, u.a. dem orientalisch anmutenden Brandennburger-Tor, durch das ein velomordendes Stück Kopfsteinplaster führt...) geht’s zurück am Mammutplatz vorbei, auf dem gestern nacht der Radezkimarsch und andere Klassiker über Lautsprecher gespielt wurde und gerade noch zu check-out-Time sind wir an der Redeption; mit den neu erworbenen Rubel (28- für einen US$) können wir auch endlich unsere Schulden von 1380 Rubel fürs Zimmer ohne Frühstück begleichen. Schon in voller Montur, mit Regenschutz und Helm (!), werden wir vom Hausmeister angesprochen, der uns etwas von seiner Situation mit ursprünglich österreichischen Vorfahren erzählt, die aber eben nicht deutsch sind und weshalb er von Deutschland nicht zur Einreise (erleichterte Einbürgerung?) berrechtigt ist... Schliesslich geht’s doch noch los, die 30km bis zur Küste sollen aber mit zum schlimmsten werden, was mir je auf den geliebten Velo widerfahren ist: Es regnet in Strömen und es herrscht ein brutaler Seitenwind, der je länger je mehr unerträglich und lebensgefährlich wird. Schon ohne Autos ist das Velo kaum auf der Strasse zu halten, ein Wagen (vor allem LKW) von hinten schmeisst mich fast jedemal rechts ins Feld hinaus, der Gegenverkehr zerrt mich mit aller Gewalt zur Strassenmitte. Mit Schräglage versuchen wir, einigermassen auszugleichen, sehr oft ohne Erfolg allerdings. Immer wieder heisst es, das Velo zurück auf die Fahrbahn zu hieven und mit um die Ohren flatterndem Regenschutz wieder einen Anfahrversuch zu unternehmen. Oft komme ich in Panik und damit erst im allerletzten Moment aus den Pedalen raus, um einen Abflug ins Kornfeld neben der Strasse gerade noch zu verhindern. Das gehörschädigende Prasseln an die durch den Helm gespannte Kapuze entwickelt sich zu einem infernalischen Lärm, die Verhältnsse sind nun so prekär, ich denk sogar einen Moment ans Aufgeben.. Ursi, oft weit hinter mir aber insgesamt trotz leidender Miene die Situation gut meisternd macht die Russen für unsere beschissene Situation verantwortlich, während dieselben Russen mit erstaunlicher Gelassenheit um uns Riesenverkehrthindernisse herumkurven, dabei aber nicht verhindern können, dass wir das eine oder andere Mal mit einer Breitseite eingedeckt werden, die uns wellenartig überspült und neben der kalten Nässe ein Knirschen im Mund hinterlässt. Kilometer um Kilometer, ja fast Meter um Meter erkämpfen wir uns den Weg an die Küste (wir hoffen, das auf kyrillisch für uns als Möglichkeit entzifferte ......... sei auch wirklich, was wir lesen,,.)
Read MoreEin Blick aus dem Fenster des Hotel Tourist (oder heisst es jetzt ......?) macht Lust, der Wirklichkeit zurück in den Schlaf zu entfliehen; es ist zappeldüster und die Tropfen sind deutlich sichtbar in den kleinen Tümpel der Grossbaustelle, welche das Gesicht dieses Teils der ..... Strasse komplett verändern und unser Hotel von aussen noch grauslicher aussehen lassen wird, als es heute schon erscheint – die Zimmer selbst sind da schon eine freudige Ue berraschung... Die Flucht in den Schlaf misslingt – schliesslich lauert im Hinterkopf die Erkenntnis, dass noch viel Kilometer gemach werden müssen, sollen wir eine Chance haben, das hier mit gut 1000km ausgeschilderte St. Petersburg je zu erreichen. Und auch der Dom, eines der ganz wenigen Gebäude, welche die verheerenden britischen Bombardements von 1944 überlebt hat, will noch besichtigt werden. Kaum zu glauben, dass auf der heute ansonsten leeren Insel ..... ein ganzer Stadtteil mit stolzen Bürgerhäusern gestanden haben soll. Von diesem Königsberg ist heute tatsächlich mit Haut und Haar zu Kaliningrad geworden – neben den Gebäuden fehlen auch beinahe alle ehemaligen Bewohner, die Russen wurden nämlich erst nach dem Krieg hier angesiedelt. Immerhin, auch sie haben eine grosse Umwälzung hinter sich, von der völlig abgeriegelten Gegend ist eine zwar architektonisch grässliche aber sonst spannende und offensichtlich auch aufgeweckte Stadt geworden. In allen Farben blinkende Beleuchtungen, gigantische LCD-Screens und Mc-Donalds-mässige Restaurants für die Jugend – wären da nicht die Grossmütterchen, die alleine oder in Reihen auf den Trottoirs kauernd ihre Essiggurken, ein paar Kartoffeln oder ein Bund Schnittlauch anbieten, man könnte leicht vergessen, wie schlecht es wirtschaftlich den vielen Verlierern des „Vulgarkapitalismus“ geht.... Via Hotelbar im Kaliningrad für einen Kaffee und drei Ansichts-Kärtchen (zwei mit alten Ansichten, u.a. dem orientalisch anmutenden Brandennburger-Tor, durch das ein velomordendes Stück Kopfsteinplaster führt...) geht’s zurück am Mammutplatz vorbei, auf dem gestern nacht der Radezkimarsch und andere Klassiker über Lautsprecher gespielt wurde und gerade noch zu check-out-Time sind wir an der Redeption; mit den neu erworbenen Rubel (28- für einen US$) können wir auch endlich unsere Schulden von 1380 Rubel fürs Zimmer ohne Frühstück begleichen. Schon in voller Montur, mit Regenschutz und Helm (!), werden wir vom Hausmeister angesprochen, der uns etwas von seiner Situation mit ursprünglich österreichischen Vorfahren erzählt, die aber eben nicht deutsch sind und weshalb er von Deutschland nicht zur Einreise (erleichterte Einbürgerung?) berrechtigt ist... Schliesslich geht’s doch noch los, die 30km bis zur Küste sollen aber mit zum schlimmsten werden, was mir je auf den geliebten Velo widerfahren ist: Es regnet in Strömen und es herrscht ein brutaler Seitenwind, der je länger je mehr unerträglich und lebensgefährlich wird. Schon ohne Autos ist das Velo kaum auf der Strasse zu halten, ein Wagen (vor allem LKW) von hinten schmeisst mich fast jedemal rechts ins Feld hinaus, der Gegenverkehr zerrt mich mit aller Gewalt zur Strassenmitte. Mit Schräglage versuchen wir, einigermassen auszugleichen, sehr oft ohne Erfolg allerdings. Immer wieder heisst es, das Velo zurück auf die Fahrbahn zu hieven und mit um die Ohren flatterndem Regenschutz wieder einen Anfahrversuch zu unternehmen. Oft komme ich in Panik und damit erst im allerletzten Moment aus den Pedalen raus, um einen Abflug ins Kornfeld neben der Strasse gerade noch zu verhindern. Das gehörschädigende Prasseln an die durch den Helm gespannte Kapuze entwickelt sich zu einem infernalischen Lärm, die Verhältnsse sind nun so prekär, ich denk sogar einen Moment ans Aufgeben.. Ursi, oft weit hinter mir aber insgesamt trotz leidender Miene die Situation gut meisternd macht die Russen für unsere beschissene Situation verantwortlich, während dieselben Russen mit erstaunlicher Gelassenheit um uns Riesenverkehrthindernisse herumkurven, dabei aber nicht verhindern können, dass wir das eine oder andere Mal mit einer Breitseite eingedeckt werden, die uns wellenartig überspült und neben der kalten Nässe ein Knirschen im Mund hinterlässt. Kilometer um Kilometer, ja fast Meter um Meter erkämpfen wir uns den Weg an die Küste (wir hoffen, das auf kyrillisch für uns als Möglichkeit entzifferte ......... sei auch wirklich, was wir lesen,,.)