290808_Joehvi-Kingisepp
Etappe Joehvi (Estland) - Kingisepp (Russland), 85km, 42 Euro (davon übernachten 1000 Rubel = 30 Euro)
Nun gilt es ernst, wir verlassen die nach Ost erweiterte EU endgültig, in Joehvi und in Narva haben unsere Ohren schon Gelegenheit gehabt, sich an russische Laute zu gewöhnen - vor allem Narva mit einem Anteil von 95% Russen an der Gesamtbevölkerung ist für den Durchschnittsesten wohl auch schon Ausland.. umso mehr als die "etnischen Esten" die Russen nicht gerade lieben, was aus der Geschichte verständlich, der hier lebenden und oft schon in Estland geborenen Minderheit aber die Perspektive raubt - eine nach England ausgewanderte Dame aus Narwa zumindest sieht ihren Heimrlaub als letzten Besuch in ihrer alten Heimat, dafür schwärmt sie geradezu von St. Petersburg. Und sie bestätigt, dass auch die jungen Leute hier kaum Estnisch sprechen, weil sie ganz einfach niemanden hätten, mit dem sie sich in dieser "Fremdsprache" unterhalten könnten..
Nun, wir stehen schon bald an der Grenze zum ehemaligen "Reich des Bösen" - und irgendwas wirkt immer nach und führt prompt zu einem etwas flauen Gefühl im Magen, wie wir mit den Fussgänger zusammen endlos auf der Grenzbrücke anstehen müssen, bis wir endlich ins Zollhäuschen eingelassen werden. Die Abfertigung geschieht dann problemlos, unser Gepäck scheint niemanden zu interessieren. Also sind wir durch - und schlagartig sind wir so was wie "aliens", nix versteh, nix les (kyrillisch..), nix weiss. Und genau so suchen wir wie die Deppen nach einem Hotel in Kingisepp, der einzigen grösseren Stadt auf der Strecke nach St. Petersburg - wir können buchstäblich gar nichts, ausser vielleicht was von "hotel" faseln, was erst mit der Geste für schlafen Sinn macht. Dann folgt ein Schwall Worte, mit denen ich gar nix anfangen kann, ein freundliches Lächeln und wir irren weiter in der Stadt umher, ca. 10x umkreisen wir eine geradezu gespestig hässliche Mietskaserne, zu der beidseitig ein Hotel-Schild weist und in die Gegend uns immer mal wieder gedeutet wurde.. aber da ist nichts, ausser völlig überfluteter Wege rund um den Block..
Kurz vor der Verzweiflung entdecke ich nochmals ein ganz kleines Hotelzeichen auf einer Strassentafel, aber auch da ist nichts hotelähnliches auszumachen. Mit letzter Energie (bald spüre ich die schon den ganzen Tag völlig durchnässten und nun tiefgefroren Füsse in meinen Sandalen nicht mehr, dafür den Hals umso mehr..) versuche ich es bei einem alten Fabrikgelände nochmals, einer Eingebung folgend sozusagen.. und tatsächlich, hinter der völlig verrosteten Tür und einem Treppenhaus im Rohbauzustand findet sich im 2. Stock ein HOTEL! Einfach zwar und alles etwas seltsam, aber trocken und sauber! Unser 4er-Schlag kostet 1000 Rubel (ca. 35 Euro) - und wir verlassen ihn nicht mehr, Znacht gibts aus den Resten in der Packtasche...
Read MoreNun gilt es ernst, wir verlassen die nach Ost erweiterte EU endgültig, in Joehvi und in Narva haben unsere Ohren schon Gelegenheit gehabt, sich an russische Laute zu gewöhnen - vor allem Narva mit einem Anteil von 95% Russen an der Gesamtbevölkerung ist für den Durchschnittsesten wohl auch schon Ausland.. umso mehr als die "etnischen Esten" die Russen nicht gerade lieben, was aus der Geschichte verständlich, der hier lebenden und oft schon in Estland geborenen Minderheit aber die Perspektive raubt - eine nach England ausgewanderte Dame aus Narwa zumindest sieht ihren Heimrlaub als letzten Besuch in ihrer alten Heimat, dafür schwärmt sie geradezu von St. Petersburg. Und sie bestätigt, dass auch die jungen Leute hier kaum Estnisch sprechen, weil sie ganz einfach niemanden hätten, mit dem sie sich in dieser "Fremdsprache" unterhalten könnten..
Nun, wir stehen schon bald an der Grenze zum ehemaligen "Reich des Bösen" - und irgendwas wirkt immer nach und führt prompt zu einem etwas flauen Gefühl im Magen, wie wir mit den Fussgänger zusammen endlos auf der Grenzbrücke anstehen müssen, bis wir endlich ins Zollhäuschen eingelassen werden. Die Abfertigung geschieht dann problemlos, unser Gepäck scheint niemanden zu interessieren. Also sind wir durch - und schlagartig sind wir so was wie "aliens", nix versteh, nix les (kyrillisch..), nix weiss. Und genau so suchen wir wie die Deppen nach einem Hotel in Kingisepp, der einzigen grösseren Stadt auf der Strecke nach St. Petersburg - wir können buchstäblich gar nichts, ausser vielleicht was von "hotel" faseln, was erst mit der Geste für schlafen Sinn macht. Dann folgt ein Schwall Worte, mit denen ich gar nix anfangen kann, ein freundliches Lächeln und wir irren weiter in der Stadt umher, ca. 10x umkreisen wir eine geradezu gespestig hässliche Mietskaserne, zu der beidseitig ein Hotel-Schild weist und in die Gegend uns immer mal wieder gedeutet wurde.. aber da ist nichts, ausser völlig überfluteter Wege rund um den Block..
Kurz vor der Verzweiflung entdecke ich nochmals ein ganz kleines Hotelzeichen auf einer Strassentafel, aber auch da ist nichts hotelähnliches auszumachen. Mit letzter Energie (bald spüre ich die schon den ganzen Tag völlig durchnässten und nun tiefgefroren Füsse in meinen Sandalen nicht mehr, dafür den Hals umso mehr..) versuche ich es bei einem alten Fabrikgelände nochmals, einer Eingebung folgend sozusagen.. und tatsächlich, hinter der völlig verrosteten Tür und einem Treppenhaus im Rohbauzustand findet sich im 2. Stock ein HOTEL! Einfach zwar und alles etwas seltsam, aber trocken und sauber! Unser 4er-Schlag kostet 1000 Rubel (ca. 35 Euro) - und wir verlassen ihn nicht mehr, Znacht gibts aus den Resten in der Packtasche...